Der Weg auf die Bühne: Teil 3
Nach 6 Monaten Diät war es letzten Samstag für meine Freundin Lisa endlich soweit. Sie konnte ihren Bikini-Körper auf der 3. Internationalen Deutschen Meisterschaft im Fitness und Bodybuilding der GNBF in Neu-Ulm präsentieren. Natürlich habe ich sie dabei als Trainer während der Vorbereitung sowie Backstage begleitet. Wie das alles genau abgelaufen ist und was für Erfahrungen wir an diesem Tag gesammelt haben, zeigen wir dir in diesem Artikel.
Da die Einschreibung der Athleten bereits am Donnerstag und Freitag stattfand und der Wettkampf am Samstag bereits recht früh begann, hatten wir uns dazu entschieden schon am Freitag anzureisen und uns für die Nacht auf Samstag ein Hotel zu nehmen. Nachdem wir also am Freitagnachmittag im Hotel eingecheckt haben, ging es auch gleich zur Athleteneinschreibung im Edwin-Scharff Haus Neu-Ulm. Hierbei wurde Lisa gewogen, die Größe gemessen und letztendlich für die Bikini-Klasse offiziell angemeldet. Zudem gab es sogar für jeden Athleten ein Goodie-Bag mit Proteinriegeln, T-Shirt und Co. Nachdem wir wieder im Hotel angekommen waren, haben wir auch gleich die erste Farbschicht für die notwendige künstliche Bühnenbräune aufgetragen. Diese musste dann 3 Stunden einwirken, bevor wir die zweite Schicht aufgetragen haben.
Nach einer sehr kurzen Nacht sind wir am Samstag bereits um 3:30 Uhr aufgestanden, um die letzte Farbschicht sowie das Make-Up aufzutragen und die Haare zu stylen. Zwar hätte man dies auch direkt vor Ort machen können, da das aber unser erster Wettkampf war, wollten wir auf Nummer sicher gehen. Dies war auch eine sehr gute Entscheidung, denn wie sich vor Ort herausstellte, gab es im Backstagebereich nur eine kleine Toilette für die Damen, in welcher ständig um einen Platz vor dem Spiegel gerungen wurde.
Um 6 Uhr haben wir uns also bereits fertig gestylt auf den Weg gemacht, um einen guten Platz im Backstagebereich zu ergattern. Dann hieß es nur noch ausruhen und auf den großen Augenblick warten. Dabei haben wir weiterhin versucht die Form von Lisa noch zu verbessern, indem sie unzählige Reiswaffeln mit Honig aß, um die Muskeln noch voluminöser wirken zu lassen. Außerdem durfte sie seit Freitagmittag aufgrund unseres bereits eine Woche zuvor gestarteten Entwässerungsprozesses nichts trinken, um kein unnötiges Wasser im Körper einzulagern.
Nachdem um 8 Uhr bereits die ersten Athleten ihre Form präsentieren durften, war für uns um 9 Uhr Fertigmachen und durch ein paar Kraftübungen Muskeln aufpumpen angesagt, um die Durchblutung in den Muskeln anzuregen. Um 10 Uhr war dann der große Moment gekommen. In der Klasse von Lisa (Bikini bis 170cm) traten 21 Athletinnen an, weshalb vorerst eine Eliminationsrunde zur Ermittlung der besten 12 durchgeführt wurde. Diese hatte Lisa auch mit Bravour überstanden. Darauf folgten die sogenannten I-Walks, in denen sich jede Athletin auf der Bühne einzeln präsentieren durfte.
Daraufhin folgten noch einige Einzelvergleiche mancher Athletinnen untereinander bevor auch schon die nächste Bikini-Klasse auf die Bühne gerufen wurde. Danach hieß es bis 14 Uhr auf die Verkündung der 6 Finalistinnen warten. Leider war Lisa nicht unter diesen aufgelistet, hat aber letztendlich den 7. Platz von 21 Athletinnen erzielen können, worüber wir beide dennoch sehr stolz sind, insbesondere da wir die beste Form von Lisa auf der Bühne präsentieren konnten.
Nach einem wohlverdienten „Cheat-Meal“ haben wir uns dann noch das Finale der Frauen am Abend angeschaut und sind nach einem sehr langen Tag dann auch heimgefahren.
Unser Fazit
Für uns war es eine sehr interessante Erfahrung einmal selber bei einem Fitness & Bodybuilding Wettkampf teilzunehmen und hinter die Kulissen blicken zu können. Allerdings finden wir, dass bereits der Anmeldeprozess für den Wettkampf der GNBF sehr unprofessionell abläuft, da das Anmeldeformular nur postalisch übermittelt werden kann und man als Athlet keinerlei Bestätigung über eine erfolgreiche Anmeldung erhält, sondern lediglich auf einer Teilnehmerliste im Internet gelistet wird (zumindest war das bei uns der Fall). Der Wettkampf selber ist im Großen und Ganzen jedoch gut organisiert. Bereits vorab erhält man als Athlet einen Ablaufplan (allerdings als Word Dokument per E-Mail…), und auch hinter der Bühne wurde mit Equipment, Wasser und ausreichend Platz gut für die Athleten gesorgt. Zu kritisieren ist jedoch, dass der Ablaufplan nicht direkt eingehalten wurde, sodass einige Athleten unvorbereitet auf die Bühne mussten. Auch sprachen viele der Mitarbeiter kein Englisch, weshalb Fragen internationaler Teilnehmer häufig unbeantwortet blieben. Eine fragwürdige Regel ist zudem, dass Jury-Mitglieder auch selber Athleten und Athletinnen vorbereiten dürfen.
Was uns am meisten enttäuscht hat ist jedoch nicht der GNBF direkt zuzuschreiben, sondern dem unklaren Bewertungsreglement der Bikini-Klasse. Hier ist vielen Athleten, Trainern und sogar Jury-Mitgliedern häufig nicht klar, was unter einem sportiven Erscheinungsbild, wie es in der Bikini-Klasse gefordert ist, zu verstehen ist. In manchen Jahren schneiden daher Athletinnen mit sichtbarer Muskulatur gut ab, woraufhin im darauffolgenden Jahr ein eher weicherer, femininer und dünner Look gefragt ist. Deswegen würden wir Athletinnen, die Interesse an einer Teilnahme der GNBF haben, eher empfehlen bei der Figur-Klasse (eine Klasse über Bikini) zu starten, da dort Proportionen und Muskularität bewertet werden und es für eine Athletin sonst enttäuschend ist eine starke Form zu präsentieren, aber nicht anhand dieser bewertet zu werden.
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