Ein Rekordtag in der Windy City
Der Bank of America Chicago Marathon 2025 bot alles, was Laufsport-Fans lieben: Weltklasseleistungen, dramatische Positionswechsel, nationale Rekorde und pure Marathon-Magie auf den Straßen der Windy City.
Über 45.000 Läuferinnen und Läufer aus 130 Ländern starteten bei kühlen 9 Grad und nahezu windstillen Bedingungen – perfekte Voraussetzungen für schnelle Zeiten.
Eröffnungsphase (5–10 km): Ein Rennen auf Rekordtempo
Männer: Frühdruck durch Korir und Kiplimo
Schon nach fünf Kilometern wurde klar, dass es ein außergewöhnlich schnelles Rennen werden würde.
Titelverteidiger John Korir (KEN) führte in 13:58 min, dicht gefolgt von Jacob Kiplimo (UGA) und Amos Kipruto (KEN) – alle auf Kurs zu einer Zeit um 2:01 Stunden.
Die Verfolger verloren früh 25 Sekunden – ungewöhnlich in dieser Phase eines Major-Rennens.
Bei 10 Kilometern lag das Trio weiter gleichauf (28:25 min) – Kiplimo, Korir und Kipruto bildeten die dominierende Front, während sich dahinter erstmals Abstände öffneten.
Frauen: Dichtes Spitzenfeld und hohes Eröffnungstempo
Bei den Frauen führte Hawi Feysa Gejia (ETH) in 16:06 min, nur Sekunden vor Magdalena Shauri (TAN).
Das Tempo war enorm – acht Läuferinnen lagen nach 5 Kilometern unter 16:20 Minuten.
Bis zur 10-km-Marke (32:08 min) blieb das Feld kompakt, doch die spätere Dynamik zeichnete sich bereits ab: Shauri und Gejia würden den Tag prägen.
15–25 km: Die erste Selektion
Männer: Kiplimo übernimmt – Korir kontert beim Halbmarathon
Bei 15 Kilometern (42:41 min) zog Jacob Kiplimo (UGA) erstmals an die Spitze. Sein Stil: kontrolliert, rhythmisch, kompromisslos.
John Korir (KEN) und Amos Kipruto (KEN) hielten noch dagegen, während sich die Verfolgergruppe um rund 40 Sekunden zurückfallen ließ.
Zur Halbmarathonmarke (21,097 km) hatte sich das Bild jedoch leicht verschoben: Korir und Kipruto liefen in 1:00:16 Stunden nahezu zeitgleich an der Spitze, während Kiplimo – nur Sekunden dahinter – sichtbar an Rhythmus verlor.
Das Trio blieb aber klar auf Weltklassekurs: Mit einem Schnitt von 2:51 min/km lag die Gruppe zu diesem Zeitpunkt bei einer hochgerechneten Zielzeit um 2:01:10 Stunden.
Kiplimo nutzte den kurzen Moment zur Neuordnung: Kaum war der Halbmarathon passiert, nahm er das Tempo wieder auf – und verschärfte bis Kilometer 25 (1:11:12 h) auf eindrucksvolle Weise. Es war das schnellste 5-km-Teilstück des gesamten Rennens und das Signal, dass der Ugander den Rennrhythmus nun diktierte.
Frauen: Shauri attackiert – Gejia bleibt cool
Bis 20 km hatte Magdalena Shauri (TAN) die Führung übernommen. Mit 1:03:59 h lag sie eine Sekunde vor Hawi Feysa Gejia (ETH), die jedoch keinerlei Anzeichen von Schwäche zeigte. Dahinter hielten die Äthiopierinnen Megertu Alemu (ETH) und Ejgayehu Taye (ETH) die Lücke konstant bei unter zehn Sekunden – das Rennen blieb ein taktisch geprägtes Geduldsspiel.
Zur Halbmarathonmarke passierten Shauri und Gejia nahezu gleichauf in 1:07:30 Stunden, dicht gefolgt von Alemu (1:07:37 h). Das Trio lag damit auf Kurs einer Zielzeit von 2:15 Stunden – exakt im Bereich des Streckenrekords von Brigid Kosgei (2:14:04 h).
Bis Kilometer 25 (1:19:59 h) blieb es ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen: Shauri und Gejia wechselten mehrfach die Führung, Alemu lauerte mit sicherem Schritt in Schlagdistanz. Ein Duell auf Augenhöhe, bei dem keine weichen wollte – und das sich spürbar auf ein explosives Finale zubewegte.
30–35 km: Der Moment der Wahrheit
Männer: Kiplimo entfesselt die Entscheidung
Ab Kilometer 30 war klar: Jacob Kiplimo wollte Geschichte schreiben.
Er lief die 5 km von 30 auf 35 in 14:22 Minuten und setzte sich endgültig ab.
Korir, lange stark, fiel komplett zurück – der Titelverteidiger tauchte nicht mehr unter den Top Ten auf.
Mit 1:39:53 h lag Kiplimo über eine Minute vor Kipruto und zwei vor Kimaiyo.
Kein Einbruch, keine Unsicherheit – pure Dominanz.
Frauen: Gejia übernimmt, Shauri verliert
Nach 35 Kilometern kam der Wechsel: Hawi Feysa Gejia (ETH) setzte sich ab und passierte in 1:51:58 h.
Ihre Landsfrau Megertu Alemu blieb mit 15 Sekunden Rückstand in Reichweite, während Magdalena Shauri über eine Minute verlor.
Das Rennen verwandelte sich in ein äthiopisches Duell – Gejia gegen Alemu – mit realer Chance auf Streckenrekordtempo um 2:15 Stunden.
40 Kilometer: Die Entscheidung nimmt Form an
Männer: Übermenschliche Konstanz und ein Meister des Rhythmus
Bei 40 Kilometern führte Jacob Kiplimo (UGA) mit 1:55:10 h einsam die Straße entlang.
Sein Vorsprung auf Amos Kipruto (KEN) betrug bereits anderthalb Minuten – und er lief, als wäre er eine Maschine.
Kiplimo blieb auf Kurs einer Zielzeit knapp unter 2:02 Stunden – eine der schnellsten Leistungen, die je in Chicago gelaufen wurden.
Hinter ihm verteidigte Kipruto den zweiten Platz, während Alex Masai (KEN) und Conner Mantz (USA) den Kampf um das Podium eröffneten.
Mantz lief ein kontrolliertes Negativ-Split-Rennen und bewies ein perfektes Timing für den Schlussabschnitt.
Frauen: Gejia souverän, Alemu lauert, Shauri kämpft
Bei den Frauen blieb Hawi Feysa Gejia (ETH) auch bei Kilometer 40 vorn (2:07:59 h).
Ihre Landsfrau Megertu Alemu (ETH) folgte mit 2:09:21 h, Magdalena Shauri (TAN) als Dritte mit 2:10:37 h weiter auf Kurs Rang drei.
Alles deutete auf einen äthiopischen Doppelsieg hin – und auf eine Zeit nahe am legendären Streckenrekord von Brigid Kosgei (2:14:04 h, 2019).
Zieleinlauf Männer: Kiplimo triumphiert – Mantz schreibt US-Geschichte
Jacob Kiplimo (UGA) siegte in 2:02:23 h und setzte damit ein Ausrufezeichen für die neue Generation der Marathon-Elite.
Nur Kelvin Kiptum war in Chicago je schneller.
Amos Kipruto (KEN) finishte in 2:03:54 h als Zweiter, Alex Masai (KEN) wurde Dritter in 2:04:37 h.
Für die US-Laufszene war es dennoch ein Tag der Superlative:
Conner Mantz (USA) belegte in 2:04:43 h Rang 4 – und stellte damit einen neuen US-Rekord auf.
Seine beiden Hälften (1:02:19 / 1:02:24 h) waren nahezu identisch – das perfekte Beispiel für effizientes Marathon-Pacing.
Top 4 Männer – Chicago Marathon 2025:
1️⃣ Jacob Kiplimo (UGA) – 2:02:23 🏆
2️⃣ Amos Kipruto (KEN) – 2:03:54
3️⃣ Alex Masai (KEN) – 2:04:37
4️⃣ Conner Mantz (USA) – 2:04:43 🇺🇸 US-Rekord
Zieleinlauf Frauen: Feysa Gejia krönt sich zur Königin von Chicago
Nach einem nahezu perfekten Rennen brachte Hawi Feysa Gejia (ETH) ihren Vorsprung souverän ins Ziel und gewann in 2:14:56 h – nur 52 Sekunden über dem Streckenrekord von Brigid Kosgei (2:14:04 h / 2019).
Es war die zweitbeste je in Chicago erzielt Zeit und ein Lauf von technischer Perfektion und mentaler Souveränität.
Megertu Alemu (ETH) folgte in 2:17:18 h als Zweite, Magdalena Shauri (TAN) in 2:18:03 h auf Rang drei. Loice Chemnung (KEN) komplettierte das Podium der Ostafrikanerinnen mit 2:18:23 h.
Top 4 Frauen – Chicago Marathon 2025:
1️⃣ Hawi Feysa Gejia (ETH) – 2:14:56 🏆 (zweitschnellste Zeit der Chicago-Geschichte)
2️⃣ Megertu Alemu (ETH) – 2:17:18
3️⃣ Magdalena Shauri (TAN) – 2:18:03
4️⃣ Loice Chemnung (KEN) – 2:18:23
Zum ersten Mal seit 2019 blieben gleich vier Frauen unter 2:19 Stunden – ein weiteres Zeichen für die neue Leistungsdichte an der Weltspitze.
Wheelchair-Rennen: Power, Präzision und Perfektion
Marcel Hug (SUI) dominierte das Männerrennen in 1:23:20 h vor David Weir (GBR) (1:27:26 h) und Tomoki Suzuki (JPN) (1:27:29 h).
Bei den Frauen triumphierte Susannah Scaroni (USA) in 1:38:14 h, knapp vor Manuela Schär (SUI) (1:39:03 h) und Tatyana McFadden (USA) (1:39:04 h).
Scaroni konterte Schärs Angriff auf der Michigan Avenue mit einem kraftvollen Finish und sicherte sich den Heimsieg unter tosendem Applaus.
Chicago 2025 schreibt Marathon-Geschichte
Der Chicago Marathon 2025 bestätigte einmal mehr seinen Ruf als schnellste Major-Strecke der Welt:
Jacob Kiplimo (UGA) siegt in 2:02:23 h – zweitschnellste Zeit der Veranstaltungsgeschichte.
Conner Mantz (USA) mit 2:04:43 h – neuer US-Rekord.
Hawi Feysa Gejia (ETH) gewinnt in 2:14:56 h – nur Sekunden über dem Rekord von Brigid Kosgei.
Fünf Männer unter 2:05 h, vier Frauen unter 2:19 h.
Ein Tag, an dem nicht nur gelaufen wurde – in Chicago wurde Marathongeschichte geschrieben.
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