Victoria Laski siegt beim Race Across Austria 2025
336 Kilometer, 4.500 Höhenmeter und eine Geschichte von Mut, Ausdauer und Entschlossenheit
In einer Welt, in der viele bei Gegenwind vom Rad steigen, tritt Victoria Laski erst recht in die Pedale. Die 31-jährige Ausdauersportlerin der SVG Ruhstorf hat am Wochenende das "Race Across Austria North-South 300" als erste Frau der Gesamtwertung beendet – mit mehr als dreieinhalb Stunden Vorsprung und einer Gesamtzeit von nur 16 Stunden und 33 Minuten. Und das, obwohl ein technischer Defekt ihr das Rennen in der Nacht beinahe zunichte gemacht hätte. Doch für Victoria Laski gilt ein Grundsatz: Aufgeben ist keine Option.
Das "RACA300" gilt unter Ultraradsportlerinnen und -sportlern als eine der großen Herausforderungen in Mitteleuropa. 336 Kilometer, über 4.500 Höhenmeter, self-supported, ohne externe Hilfe, bei Tag und Nacht. Gestartet wird in Linz, von dort aus geht es bis zum nördlichsten Punkt Österreichs und wieder zurück. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versorgen sich unterwegs selbst, Windschattenfahren ist verboten, die Mindestdistanz zu anderen Fahrenden beträgt 100 Meter. Mehr als 200 Athletinnen und Athleten nahmen 2025 teil, unterteilt in zwei Kategorien: "Race" mit einem 24-Stunden-Zeitlimit und "Adventure" mit 30 Stunden. Victoria Laski war die einzige Frau in der anspruchsvolleren Race-Kategorie - wobei beide gemeinsam gewertet werden. Die Teilnehmerinnen aus der Adventure-Kategorie durften jedoch schon um 12 Uhr mit 6 Stunden Vorsprung starten.
Der Start: Anspannung, Höhenmeter und Euphorie
Am Freitag um 18 Uhr fiel dann auch für Laski der Startschuss in Linz. Bereits auf den ersten 64 Kilometern musste sie mehrere Höhenmeter bis zum höchsten Punkt der Strecke bewältigen. Sie fühlte sich gut, war fokussiert, wurde bis dahin nur von einem Mann überholt. Nach einer kurzen Pause zum Umziehen und Ausrüsten mit Licht ging es in die Nacht.
Der Schock: technischer Defekt bei Kilometer 110
Kurz nach 23:30 Uhr, bei Kilometer 110, der Rückschlag: Die hintere Schaltung fiel aus. Nur noch zwei Ritzel waren ansteuerbar – ausgerechnet die kleinsten, für Anstiege völlig ungeeignet. "Ich saß am Straßenrand im Dunkeln und war kurz davor, aufzugeben", berichtet Laski. Doch sie fängt sich. Mit Willenskraft, fahrtechnischem Können und zwei harten Gängen erreicht sie nach weiteren 40 Kilometern das Base Camp.
Dort gelingt es einem Helfer, die Gänge so umzustellen, dass sie zumindest zwei mittlere Ritzel nutzen kann. Noch 180 Kilometer liegen vor ihr. Aufgeben? Keine Option.
Die Nacht: Einsamkeit, Wildwechsel und Kälte
Der zweite Streckenabschnitt führt durch dichte Wälder. Tierische Begegnungen sind häufiger als menschliche. „Teilweise war es gruselig. Aber zugleich wunderschön“, beschreibt Laski. Sternenklare Nacht, absolute Ruhe, nur das Surren der Reifen und der Rhythmus des eigenen Atems.
Trotz aller Einsamkeit auf der Strecke war es keineswegs still. Dank Knochenschallkopfhörern und einer eigens zusammengestellten Playlist sorgte Victoria in der Nacht für ihre ganz persönliche Klangkulisse – und ließ sich selbst um 3 Uhr morgens nicht davon abhalten, laut mitzusingen. „Aber das erwähnen wir lieber nicht zu laut“, sagt sie später lachend.
Gegen Morgen wird es bitterkalt. In Zwettl bei Kilometer 210 fühlt Laski ihre Hände kaum noch. Verpflegung zu öffnen wird zur Herausforderung. Und doch: "Ich wusste, wenn ich diesen nächsten langen Anstieg schaffe, dann kann ich das Ding nach Hause bringen."
Der Sonnenaufgang: Hoffnung und letzte Kraftreserven
Mit den ersten Sonnenstrahlen taut nicht nur ihr Körper wieder auf, sondern auch die Moral. Die entscheidenden 40 Höhenkilometer meistert sie im Wiegetritt, ohne passende Übersetzung. Danach weiß sie: Jetzt kann mich nichts mehr stoppen.
Die letzten Kilometer: Kämpfen bis zum Ziel
Doch auch auf den letzten 45 Kilometern fordert das Profil alles: Drei knackige Anstiege, ein starker Rückenwind, der wegen der niedrigen Gänge kaum ausgenutzt werden kann. Immer wieder geht der Blick nach vorn: "Was, wenn noch was kaputtgeht?"
Die letzten fünf Kilometer: "Ab hier kann ich zur Not schieben", denkt sie. Doch sie muss es nicht. Auf dem roten Teppich im Ziel wird sie empfangen, um 10:33 Uhr am Samstagvormittag. Erste Frau gesamt. 16:33 Stunden. 3,5 Stunden Vorsprung.
"Sie kennt nur ein Gas, und das ist Vollgas"
Der Moderator der Siegerehrung bringt es auf den Punkt. Und Dr. Victoria Laski? Strahlt. Keine Erschöpfung, keine Müdigkeit. Nur Freude. "Ich hatte kein einziges Tief. Einfach nur die Nacht, die Natur und das Wissen, dass ich das schaffen kann."
Der Triumph von Linz ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis von Jahren an Disziplin, Mut, Leidenschaft – und der Fähigkeit, selbst im Dunkeln die Richtung zu behalten.
Die SVG Ruhstorf ist sehr, sehr stolz auf Dich, Vicky. Und wir wissen ja: Das war nicht Dein letztes Ultraradrennen.
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