Die Ungerechtigkeit von Gerechtigkeit

Die Ungerechtigkeit von Gerechtigkeit

7. März 2019

Mit Maßnahmen für mehr Gerechtigkeit sorgen Politiker für Ungerechtigkeit


Passau, 07.03.2019 - Der Gerechte muss viel leiden. So stand es bereits in der Bibel. Und auch heute, im Jahr 2019 nach Christus, ist der Spruch aktueller denn je. Mit Gesetzen versuchen Politiker für Gerechtigkeit und für Fairness zu sorgen. Mit der vor gut einem Jahr eingeführten Datenschutz-Grundverordnung, besser bekannt als DSGVO, beschlossen die Politiker der Europäischen Union für Gerechtigkeit vor allem im Internet zu sorgen. Das Ziel waren sicherlich nicht zuletzt die großen US-amerikanischen Internetgiganten wie Facebook und Google. Doch hat die DSGVO tatsächlich zu mehr Gerechtigkeit und Fairness bei Unternehmen geführt? Christian Teringl, Mitgründer der Firma Spoferan aus Passau, bezweifelt dies und erklärt: „Wir haben eine Webanwendung für Sportvereine entwickelt, mit der wir die ehrenamtlichen Mitglieder bei der Digitalisierung unterstützen. Die Einhaltung von Datenschutz hat für uns daher oberste Priorität. Aber das Problem für ein Start-up wie unseres war vor allem die Tatsache, dass wir im Vergleich zu großen etablierten Internetkonzernen mit der Einführung der DSGVO pauschal benachteiligt wurden.“ Teringl kritisiert an Gesetzen wie der DSGVO, dass diese zwar gut gemeint und für die Bevölkerung sinnvoll sind, diese die Chancen für europäische und deutsche Start-ups aber beträchtlich schmälern. „Während Google und Facebook über Jahre beispielsweise massenhaft E-Mails zu Werbezwecken versenden durften, so müssen wir uns nun von jedem einzelnen Nutzer die Einwilligung einholen. Der Aufwand ist beträchtlich, und das obwohl die meisten Vorstände der Sportvereine viel lieber eine E-Mail mit kompakten Infos haben möchten als am Telefon oder im persönlichen Gespräch die Details zu erfahren.“, schildert Teringl seine persönlichen Erfahrungen.

So wie der Firma Spoferan aus Passau geht es in Deutschland vielen Start-ups, die in einen bestehenden Markt mit etablierten Wettbewerbern eintreten. Während die etablierten Unternehmen über Jahre und teils Jahrzehnte hinweg per E-Mail kostengünstig für ihre Dienste und Produkte werben durften, bestehen für junge innovative Start-ups aus Deutschland und der Europäischen Union nicht zuletzt seit der Einführung der DSGVO nun massive Wettbewerbsnachteile hinsichtlich der Werbung. Dazu weiß Teringl: „Natürlich können auch wir für unsere Produkte werben, aber dies ist durch die heutigen Gesetze sehr viel zeit- und kostenaufwendiger als noch vor einigen Jahren. Wir können mit der Deutschen Post beispielsweise die Dialogpost versenden oder dürfen bedingt im B2B-Bereich auch telefonisch Kontakt mit potenziellen Partnern aufnehmen. So günstig wie es für etablierte Firmen noch vor einigen Jahren war, ist es für uns jedoch nicht mehr. Und gerade das ist für Start-ups mit nur wenig Kapital ein großes Problem!“

Für europäische Start-ups wünscht sich der Spoferan-Gründer von der Politik in Zukunft mehr Gerechtigkeit, um vor allem auch den US-amerikanischen Großkonzernen mit innovativen Dienstleistungen und Produkten auf faire Weise im Wettbewerb begegnen zu können. „Ich könnte mir bei Gesetzgebungen in Zukunft beispielsweise vorstellen, dass man jungen Unternehmen in den ersten ein, zwei Jahren ihrer Tätigkeit einfach ähnliche Rechte einräumt, wie sie etablierte Wettbewerber in ihrer Entstehung auch hatten. Beispielsweise könnte einem europäischen Start-up im Rahmen der DSGVO auch das Recht eingeräumt werden, dass es jeden potenziellen Kunden einmalig ohne Zustimmung per E-Mail über dessen Dienste informieren darf.“ Der Passauer glaubt, dass europäische Politiker in Zukunft mehr Ausnahmen für junge Unternehmen machen sollten, wenn im zunehmenden globalen Wettbewerb weiterhin innovative Start-ups aus der europäischen Union hervorgehen sollen - das wäre seiner Meinung nach eine echte Gerechtigkeit. In der Bibel stand schließlich nicht nur, dass der Gerecht viel leiden muss, sondern auch, dass Gerechtigkeit ein Volk erhöhet.


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