2024 war ein Jahr der Erkenntnisse. Und auch wenn ich gehofft hatte, dass es nun erstmal aufwärts geht, stecke ich gerade wieder mitten in einer gesundheitlichen Krise.
Viele, die mich aus dem Sport kennen, kennen vielleicht nur die Wettkampfergebnisse, die ein einziges Auf und Ab waren. Was man von außen aber nicht sieht, ist der enorme körperliche Aufwand und der Preis, den ich manchmal dafür bezahlt habe.
Das Leben mit einer unsichtbaren Dauerbelastung
Hashimoto ist keine Erkrankung, die einfach "ausbricht" und dann wieder verschwindet. Sie bleibt. Oft still, manchmal laut, aber immer präsent. In meinem Fall bedeutet das nicht nur eine extreme körperliche Müdigkeit, sondern vor allem eine ständige Anfälligkeit für Infekte und eine Kette von Symptomen, die nie ganz weggehen. Ich bin oft wochenlang „irgendwie krank“, ohne dass es von außen sichtbar ist. Latente Symptome begleiten mich durch den Alltag:
Gelenkschmerzen, die wie Nachwehen eines Infekts wirken
Halskratzen und Räusperzwang, wie man ihn kennt, wenn die Schilddrüse drückt oder gereizt ist
Ein permanentes Gefühl, als würde eine Erkältung lauern, aber nie ganz ausbrechen
Und natürlich: die chronische Erschöpfung, die nicht durch Schlaf oder Pause verschwindet
Das sind nicht die Dinge, die man in einer Ergebnisliste sieht, aber sie beeinflussen jeden einzelnen Trainingstag und auch mein Berufsleben.
Was früher ging, geht heute nicht mehr – zumindest nicht so
Ich habe lange versucht, trotz allem „normal“ weiterzutrainieren. Als Geherin war ich fast zwei Jahrzehnte lang in einem sehr strukturierten und oft monotonen Trainingssystem unterwegs. Das hat mich in den letzten drei Jahren an meine Grenzen gebracht. Manchmal auch ungeplant darüber hinaus. Und in einer Autoimmunerkrankung wie Hashimoto gibt es keine lineare Kurve. Es gibt gute Phasen und dann wieder Rückschläge, auf die du keinen Einfluss hast. In dieser neuen Realität musste ich lernen, loszulassen. Nicht im Sinne von Aufgeben, sondern im Sinne von Umdenken.
Vom Mono- zum Multisport: Ein Konzept, das mit mir mitwächst
Heute besteht mein Training aus drei Säulen:
Laufen ist mein „schneller“ Reiz – aber wenn es die Gelenke nicht mitmachen, fällt es aus.
Radfahren ist oft der Rettungsanker: Gelenkschonend, effizient, kontrollierbar.
Gehen bleibt meine Wurzel – aber ich mache es bewusst dosiert, nicht mehr als Pflichtprogramm.
Ich passe mein Training täglich an meinen körperlichen Zustand an. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von kluger Steuerung. Denn was nützt mir der perfekte Plan, wenn mein Körper ihn nicht umsetzen kann?
Erfolge definieren sich neu
Früher war ein erfolgreicher Tag der, an dem ich alle Trainingseinheiten durchgezogen habe. Heute ist ein erfolgreicher Tag der, an dem ich ohne Halsschmerzen aus dem Bett komme und genug Energie habe, überhaupt zu trainieren. Das mag nach außen weniger beeindruckend wirken, für mich ist es der viel wichtigere Sieg. Ich habe gelernt, dass ich nicht gegen meinen Körper arbeiten darf. Ich muss mit ihm arbeiten. Und ja, das bedeutet manchmal, eine Trainingseinheit zu streichen oder sie durch einen Spaziergang zu ersetzen.
Wettkämpfe bleiben Teil meines Lebens, aber unter anderen Vorzeichen
Ich bin nach wie vor ambitioniert. Ich trainiere, ich plane Wettkämpfe, ich freue mich über Fortschritte. Aber ich messe meinen Erfolg nicht mehr an Zeiten, sondern an Tagen, an denen ich mich gut fühle. Tage, an denen ich Energie habe, statt sie mir mit letzter Kraft aus dem Körper zu pressen. Mein Ziel bleibt, langfristig gesund und belastbar zu sein. Und ja, auch weiterhin sportliche Erfolge zu feiern – im Duathlon, beim Gehen, vielleicht auch mal ganz woanders. Aber eben nicht mehr um jeden Preis.
Fazit: Flexibilität ist kein Rückschritt, sondern ein Fortschritt
Ich glaube, dass viele Athlet:innen, gerade im Amateurbereich, sich selbst zu wenig Spielraum lassen. Der Trainingsplan wird zum Dogma, der Körper zur Maschine. Aber das funktioniert nicht. Schon gar nicht mit einer chronischen Erkrankung.
Mein Weg zeigt mir gerade sehr deutlich: Weniger kann mehr sein. Und dieser Perspektivwechsel hat mein Verhältnis zum Sport (und zu mir selbst) grundlegend verändert.
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