Rückblick auf meinen IRONMAN Frankfurt 2012

20 juni 20246 minutes Leestijd

Meine Erfahrungen beim IRONMAN Frankfurt 2012 und unerwartete Herausforderungen mit einer Kampfrichterin.

In den nächsten Wochen stelle ich in meinem SPOFERAN-Profil Schritt für Schritt meine ganzen Wettkampf-Ergebnisse in meiner persönlichen Ergebnis-Historie online und freue mich, heute mit einem ganz besonderen Highlight zu beginnen: Mein Start beim IRONMAN Frankfurt 2012.

Die Vorbereitung zum IRONMAN Frankfurt

Es ist mittlerweile mehr als zehn Jahre her, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Verrückter auf diesen Wettkampf hintrainiert habe. Mein Leben war damals ganz auf den Sport ausgelegt und ich habe auf den IRONMAN Frankfurt zwischen 30 und 40 Stunden Training pro Woche in den Monaten davor investiert.

In der Vorbereitung habe ich kaum Wettkämpfe bestritten und mich ganz auf das Training für die Langdistanz konzentriert. Das Training lief auch richtig gut und beim Triathlon in Deggendorf war ich im Vorfeld recht zufrieden mit der Leistung, als ich noch am Anfang der finalen Vorbereitungsphase gestartet bin. Doch leider lief die Saison 2012 nicht ganz nach Wunsch.

Trainingswerte bestätigt: Gutes Ergebnis beim Stadttriathlon in Erding

Um mich ganz auf das Training für die Langdistanz zu konzentrieren, habe ich 2012 keine Halbdistanz im Vorfeld geplant, sondern erst am Ende der Triathlon-Saison nach der Langdistanz. So bestritt ich im Vorfeld nur eine Kurzdistanz (ehemals Olympische Distanz) in Erding, die für mich sehr gut lief. Insbesondere beim Schwimmen kann ich mich gut erinnern, dass ich mit knapp 18 Minuten auf die 1,5 Kilometer ganz zufrieden war. Der Radteil war noch nicht optimal, aber auch das Laufen lief schon ganz gut. Insgesamt war ich nach dem Rennen also sehr zuversichtlich für Frankfurt – geplant war eine Zeit um die 9:30 Stunden und nach Möglichkeit noch schneller. Oder um es im politischen Fachjargon zu sagen: „9:30 –“. :-D

Um halbwegs ausgeruht vom Langdistanz-Training in Erding beim Stadttriathlon am Start zu stehen, habe ich bereits im Vorfeld eine Tapering-Phase gemacht und im Anschluss nochmal eine Woche mit vermindertem Training für eine optimale Regeneration. Danach sollte nochmal ein zweiwöchiger harter Trainingsblock anstehen, bevor es nochmal eine Tapering-Phase vorm IRONMAN geben sollte.

Ausgebremst von einem Infekt

Genau am Ende der Regenerationsphase nach dem Erdinger Stadttriathlon habe ich mir aber blöderweise eine Erkältung zugezogen und so konnte ich 1,5 Wochen nicht trainieren, als eigentlich ein harter Trainingsblock angestanden wäre. Die verbleibenden 1,5 Wochen vor dem IRONMAN Frankfurt musste ich daher sehr stark nach Körpergefühl trainieren und vor allem musste ich improvisieren. Denn ich musste versuchen, einerseits noch „hart genug“ zu trainieren, um nach vielen Wochen mit keinem bzw. bewusst gemindertem Training zumindest noch maximal viel an vernünftigen Trainingsreizen beim Tempo als auch bei der Ausdauer zu setzen – aber gleichzeitig sollte ich auch maximal erholt an der Startlinie vom IRONMAN in Frankfurt stehen. Es war ein echter Balanceakt und meine letzte lange Einheit, die am Sonntag vorm Rennen anstand, habe ich dann auf hügelige 27 bis 28 Kilometer mit Crescendo-Tempo verändert statt ruhigeren 23 bis 24 Kilometer ohne Crescendo-Charakter. Im Nachgang würde ich sagen, dass das Training noch optimal lief angesichts der Umstände, aber ich kann mich gut erinnern, dass ich nach der 27-Kilometer-Einheit nach mehreren Wochen ohne langen Lauf ziemlich erschöpft war und daher gar nicht wusste, ob ich den Marathon überhaupt werde durchlaufen können. Eine Woche vorm IRONMAN stand daher also erstmal ein kleines Fragezeichen hinter der Frage, ob ich die Distanz überhaupt durchstehen kann – geschweige denn, ob ich meine geplante Zeit schaffen kann.

IRONMAN European Championships in Frankfurt: Das Rennen

Vorm Start war ich am Wettkampftag entsprechend durchaus nervöser als sonst, aber fühlte mich gut und war insgesamt zuversichtlich, um zumindest eine Zeit unter 10 Stunden anzupeilen. Das Schwimmen im Langener Waldsee lief ganz gut mit einer Zeit unter 1 Stunde. Auch der Wechsel fühlte sich gut an, wo ich in meinen Augen keine Zeit hab liegen lassen – aber auf dem Rad begegnete ich einer Kampfrichterin, die in meinen Augen ihre Kampfrichter-Lizenz hätte abgeben müssen. Denn der Radteil war ohnehin nie meine Stärke. Vielmehr versuchte ich stets, auf dem Rad halbwegs mitzurollen (aber fair und nicht im Windschatten!) und dann beim Laufen meine Stärke auszuspielen und im Marathon dann die Plätze gutzumachen.

Nicht gerechtfertigt: Eine 6 Minuten-Zeitstrafe bzw. eine blaue Karte für mich

Schon wenige Kilometer nach der Wechselzone, als noch alle Athletinnen und Athleten sehr dicht aufeinander waren, wurde ich von den ersten starken Radfahrern überholt, die beim Schwimmen und im Wechsel langsamer waren als ich. Und bereits auf diesem Stück erhielt ich von einer in meinen Augen nicht gut geschulten Kampfrichterin eine erste blaue Karte – wobei ich mir nicht sicher bin, ob es damals eine blaue Karte war, da sich das Regelwerk in der Zwischenzeit glücklicherweise verbessert hat. Die Karte erhielt ich, weil ich mich angeblich nicht schnell genug habe zurückfallen lassen, was aber aufgrund der Masse an Athletinnen und Athleten gar nicht viel schneller ging, weil ich in diesem ersten Stück noch von sehr vielen langsamen Schwimmern am Band überholt wurde.

Heute gilt in der Sportordnung (2024), dass es eine Disqualifikation bei mehr als zwei Zeitstrafen gibt. Mit zwei Zeitstrafen kann man also den Wettkampf noch regulär beenden und hat halt lediglich zweimal 5 Minuten in der Penalty Box davor absitzen müssen. Damals hingegen war die Regelung, dass ich bereits bei der zweiten Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens disqualifiziert werde und mir also nur eine Strafe erlauben durfte, um nicht disqualifiziert zu werden. Auch wenn meine blaue Karte zu 100% nicht gerechtfertigt war und auch eine kurze Diskussion mit der Kampfrichterin natürlich nichts gebracht hat, so musste ich etwa 170 der 180 Kilometer mit der „angezogenen Handbremse“ fahren, um auf keinen Fall eine zweite Strafe zu bekommen – und so bremste ich aus Verzweiflung nach jeder Überholung sofort runter. Dies führte aber dann dazu, dass die Athletinnen und Athleten, die eigentlich hinter mir mit demselben Tempo gefahren sind, mich auch automatisch überholt haben und so ging das Spiel bestimmt 150 Kilometer lang, bis irgendwann nicht mehr viele Athletinnen und Athleten hinter mir waren, die noch schneller waren. So verlor ich meiner Analyse zufolge sicherlich 20 bis 30 Minuten auf der Radstrecke, insbesondere weil es auf dem ersten Teil geregnet hat und leicht kalt war - und ich in der Penalty Box, wo ich damals noch 6 Minuten statt heute 5 Minuten verbringen durfte, komplett ausgekühlt bin. So bekam ich nach der Penalty Box sogar teils leichte Krämpfe durch die Kälte, was ebenfalls sehr unangenehm war. Dies werde ich sicher nicht vergessen.

Glücklich im Ziel

Beim Laufen lief es eigentlich sehr gut, lediglich die letzten 10 Kilometer waren dann auch von Krämpfen begleitet und ich war im Nachgang verwundert, dass ich es überhaupt noch laufend ins Ziel geschafft habe, da die Krämpfe im Oberschenkel teils unkontrollierte Laufbewegungen ausgelöst haben und ein Sturz daher durchaus möglich gewesen wäre. Hier habe ich dann einfach die drei fehlenden langen Läufe in der direkten Vorbereitung am Ende gespürt und war aber entsprechend auch sehr glücklich und dankbar über das am Ende trotz aller Schwierigkeiten noch gute Ergebnis von 10:35:35 Stunden und Platz 14 in meiner Altersklasse der European Championships.

Jahre später ist das Rennen trotz allem eines meiner schönsten Rennen, das ich immer in guter Erinnerung behalten werde. Von allen Langdistanzen war es der Triathlon mit der mit Abstand besten Stimmung an der Strecke, egal ob beim Schwimmen, Radfahren oder beim Laufen. Die Orga war super und ich hatte einfach eine wirklich tolle Zeit, obwohl ich mit meiner Zeit natürlich im Vergleich zu meinem ursprünglichen Plan nicht hätte zufrieden sein können. Doch man muss seine Erwartungen auch an die Möglichkeiten und an die Realität anpassen und gerade deshalb war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Die Erfahrung aus Frankfurt macht's möglich: Meine dadurch bessere Kampfrichter-Tätigkeit beim Bayerischen Triathlon Verband

Heute darf ich als Kampfrichter für den Bayerischen Triathlon Verband auch selbst dafür sorgen, dass die Sportordnung und die Regeln eingehalten werden, so dass es einen fairen Wettkampf für alle gibt. Für die Athletinnen und Athleten, die ich überwache, ist meine eigene Erfahrung aus Frankfurt „gold wert“. Denn aufgrund der nicht berechtigten Karte, die ich damals bekommen habe, schaue ich heute als Kampfrichter stets sehr genau hin und drücke im Zweifel lieber ein Auge zu als eine ungerechtfertigte Karte zu zeigen. Wer von mir jedoch eine Verwarnung oder eine Zeitstrafe erhält, der darf sich hingegen auch sehr sicher sein, dass diese zu 100% berechtigt vergeben wurde. 😉

Die Landesverbände freuen sich stets über neue Kampfrichterinnen und Kampfrichter und bieten dazu auch regelmäßig Aus- und Weiterbildungen an. Wenn auch du Lust hast, kannst du beispielsweise diesen Link anklicken, um zur Ausschreibung vom Bayerischen Triathlon Verband zu kommen und selbst Kampfrichterin oder Kampfrichter zu werden. Mit dieser Erfahrung und der entsprechenden Ausbildung ist man auch als Athletin bzw. Athlet im Wettkampf besser davor geschützt, versehentlich Regeln zu verletzen, weil man sie nicht kennt. Oder kann – wie ich – auch im Nachgang mit Sicherheit sagen, dass meine blaue Karte in Frankfurt nicht berechtigt war. 😊


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08. jul 2012DE

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