Backyard Ultra
Bild: © SPOFERAN

Backyard Ultra: Regeln & Tipps für das härteste Ausdauerformat der Welt

Der Backyard Ultra ist ein Ultramarathon ohne Ziellinie – jede Stunde startet eine neue 6,7-km-Runde, bis nur noch ein Läufer übrig bleibt.

Der Backyard Ultra ist kein gewöhnlicher Lauf. Kein klassischer Marathon, kein Ultralauf mit fester Distanz – sondern ein mentaler und körperlicher Endlos-Wettkampf, bei dem es nur eine Regel gibt: Lauf jede Stunde eine Runde, bis keiner mehr übrig ist.
Was simpel klingt, entpuppt sich schnell als eines der härtesten Formate im Laufsport.

Was ist ein Backyard Ultra?

Beim Backyard Ultra laufen alle Teilnehmenden eine Runde von 6,706 Kilometern (das entspricht genau 4,167 Meilen) – und das jede Stunde aufs Neue.
Wer die Runde in weniger als 60 Minuten schafft, darf sich in der restlichen Zeit ausruhen, essen oder kurz schlafen. Pünktlich zur nächsten vollen Stunde fällt dann wieder der Startschuss zur nächsten Runde.

Das Rennen geht so lange, bis nur noch eine einzige Person eine weitere Runde antritt und diese auch innerhalb der Stunde beendet.
Alle anderen scheiden vorher aus – ganz egal, wie viele Kilometer sie schon geschafft haben.

Warum 6,706 Kilometer?

Die Distanz ist kein Zufall: Nach 24 Stunden ergeben sich ziemlich genau 100 Meilen (160,9 km).
Das bedeutet, wer 24 Runden läuft, hat bereits einen klassischen 100-Meilen-Ultramarathon in den Beinen – aber beim Backyard Ultra ist das meist nur der Anfang.
Viele Läufer schaffen 40, 50 oder sogar über 100 Runden – also mehr als 700 Kilometer in mehreren Tagen.

Regeln und Ablauf

Die Regeln sind so einfach wie gnadenlos:

  • Jede Runde muss vollständig und innerhalb einer Stunde absolviert werden.

  • Zu spät am Start? Sofort raus.

  • Die Strecke darf erst nach Beendigung einer Runde verlassen werden.

  • Wer eine Runde nicht rechtzeitig beendet oder nicht mehr zum Start erscheint, scheidet aus.

  • Es gibt keine Zielzeit, keine feste Distanz und keine Rangliste – nur einen Sieger, der eine Runde mehr läuft als alle anderen.

Und genau das macht den Backyard Ultra so besonders: Du weißt nie, wie weit du am Ende laufen wirst.

Mentale Herausforderung pur

Körperlich fordernd ist der Backyard Ultra zweifellos – doch die wahre Hürde liegt im Kopf.
Denn nach jeder Runde stehst du wieder am Start und musst dich bewusst entscheiden, weiterzumachen.
Die meisten Läufer geben nicht auf, weil sie zu langsam sind – sondern weil die mentale Erschöpfung stärker wird als der Wille.

Der Erfinder des Formats, Gary Cantrell (auch bekannt als „Lazarus Lake“, der Gründer der Barkley Marathons), beschreibt es so:

Der Backyard Ultra ist kein Rennen gegen andere, sondern gegen deine eigene Grenze.


Taktik und Tempo: Wie läuft man am besten?

Schnell zu laufen bringt hier nichts – im Gegenteil.
Die besten Athleten laufen ihre Runden meist in 6:15 bis 6:45 Minuten pro Kilometer.
So bleibt genug Zeit für 15 bis 20 Minuten Pause, um zu essen, sich zu dehnen oder einfach kurz zu ruhen.
Ein zu schnelles Tempo führt zu Erschöpfung, ein zu langsames Tempo lässt keine Erholung mehr zu – die richtige Balance ist entscheidend.

Ein weiterer Schlüsselfaktor ist der “Boxenstopp” zwischen den Runden:
Essen, Trinken, Kleidung wechseln, Schlaf – alles muss perfekt getaktet sein, denn jede Minute zählt.

Ausrüstung beim Backyard Ultra

Die richtige Ausrüstung kann über Sieg oder Aufgabe entscheiden.
Hier ein Überblick, was du typischerweise brauchst:

  • Bequeme, wechselbare Laufschuhe (viele Läufer nutzen mehrere Paar)

  • Laufbekleidung für wechselnde Temperaturen – das Rennen kann Tag und Nacht dauern

  • Stirnlampe für Nachtläufe

  • Zelt oder Pavillon als Rückzugsort zwischen den Runden

  • Verpflegung und Getränke für Energie und Regeneration

  • Uhr oder Timer, um immer im Blick zu behalten, wann der nächste Start bevorsteht

Viele Teilnehmende setzen außerdem auf Betreuer oder Freunde, die zwischen den Runden bei der Organisation helfen – erlaubt ist das allerdings nur außerhalb der Strecke.

Wie trainierst du für einen Backyard Ultra?

Es gibt kein „Patentrezept“ für das Training.
Viele Läufer üben mit kürzeren Intervallen pro Stunde, um sich an den Rhythmus zu gewöhnen.
Wichtig ist, sowohl Ausdauer als auch mentale Stärke zu trainieren:

  • Lange Läufe mit regelmäßigen Pausen simulieren das Format.

  • Schlafmangeltraining hilft, die nächtlichen Runden durchzuhalten.

  • Mentales Training (z. B. Visualisierung, Meditation) kann helfen, in schwierigen Phasen ruhig zu bleiben.

Am Ende entscheidet weniger dein Lauftempo – sondern dein Durchhaltevermögen.

Bekannte Rennen und Rekorde

Der ursprüngliche Backyard Ultra – Big’s Backyard Ultra – findet jedes Jahr auf dem Privatgrundstück von Gary Cantrell in Bell Buckle, Tennessee (USA) statt.
Von dort aus hat sich das Format weltweit verbreitet: Es gibt heute hunderte Veranstaltungen auf allen Kontinenten, oft mit Qualifikationen für die Backyard Ultra World Team Championships.

Einige Rekorde der letzten Jahre:

  • Phil Gore (Australien) – 119 Runden (797,9 km) beim Dead Cow Gully 2025

  • Merijn Geerts (Belgien) – 90 Runden (603,5 km) beim Backyard Masters 2022

  • Meg Eckert (USA) – 87 Runden (583,4 km, Frauenrekord 2024)

  • Courtney Dauwalter (USA) – 68 Runden (456 km) beim Big’s Backyard Ultra 2020

Warum du einen Backyard Ultra ausprobieren solltest

Auch wenn das Format extrem klingt, ist der Backyard Ultra für alle Laufniveaus offen.
Da das Tempo niedrig ist und jede Runde neu beginnt, können selbst Einsteiger erste Erfahrungen sammeln und einfach so lange laufen, wie sie möchten.
Für viele ist der Backyard Ultra weniger ein Wettkampf – sondern ein mentales Abenteuer gegen sich selbst.

Wenn du also schon immer wissen wolltest, wie weit du wirklich gehen kannst,
dann ist der Backyard Ultra vielleicht genau dein Rennen.

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