Age-Graded-Wertung: Wie altersbereinigte Zeiten Laufleistungen fair und vergleichbar machen
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Age-Graded-Wertung: Wie altersbereinigte Zeiten Laufleistungen fair und vergleichbar machen

2. prosinec 20253 minutes Doba čtení

Erfahre, wie altersbereinigte Zeiten funktionieren, wie der Faktor berechnet wird und warum dieses System im Ausdauersport als besonders fair gilt.

Ein Bewertungssystem, das Grenzen zwischen Altersgruppen auflöst – und sportliche Leistungen dort einordnet, wo sie hingehören: im Verhältnis zum eigenen physiologischen Maximum.

Im Ausdauersport scheint der Vergleich einfach: Zeiten entscheiden. Doch je älter Sportlerinnen und Sportler werden, desto deutlicher wirken physiologische Veränderungen. Eine Zeit von 45 Minuten über zehn Kilometer bedeutet mit 25 Jahren etwas anderes als mit 60. Klassische Altersklassen können diese Unterschiede nur grob erfassen.

Die Age-Graded-Wertung, ein international etabliertes System, geht daher einen anderen Weg. Sie bringt das ins Gleichgewicht, was im Sport oft verzerrt dargestellt ist: Wie gut ist eine Leistung im Verhältnis zu dem, was im jeweiligen Alter möglich ist?

Statt absolute Zeiten gegenüberzustellen, wird eine altersbereinigte Zeit berechnet – mithilfe eines mathematischen Faktors, der den altersbedingten Leistungsabfall ausgleicht. Das Ergebnis: Vergleichbarkeit über Generationen hinweg.

Wie die Age-Graded-Wertung funktioniert: Umrechnung über einen Altersfaktor

Im Unterschied zu klassischen Prozentmodellen nutzt SPOFERAN beispielsweise ein System, das im Masters- und Breitensport weit verbreitet ist: 👉 Die Zeit wird über einen altersabhängigen Faktor in eine bereinigte Zeit umgerechnet.

Der Ablauf ist dabei klar strukturiert:

  1. Für jedes Alter existieren Referenzwerte, die das physiologische Maximum abbilden.

  2. Aus diesen Referenzwerten wird ein Age-Graded-Faktor berechnet.

  3. Die gelaufene Zeit wird mit diesem Faktor multipliziert.

  4. Das Ergebnis ist eine altersbereinigte Zeit, die alle Teilnehmenden vergleichbar macht.

Diese Zeit entspricht einer theoretischen Leistung, die eine Person erbracht hätte, wenn sie sich auf dem physiologisch höchsten Leistungsniveau ihres Alters befunden hätte.

Ein Beispiel aus der Praxis

Eine 30-jährige Läuferin und eine 62-jährige Läuferin absolvieren dieselbe Strecke:

  • 30 Jahre: 25:30 Minuten

  • 62 Jahre: 30:40 Minuten

Klassisch betrachtet klar: Die jüngere Athletin ist schneller.
Mit altersbereinigtem Faktor jedoch ergibt sich ein differenziertes Bild (Beispielwerte!):

  • Faktor 30 Jahre: 1,000

  • Faktor 62 Jahre: 0,779

Die bereinigten Zeiten:

  • 25:30 × 1,000 = 25:30 Minuten

  • 30:40 × 0,779 ≈ 23:53 Minuten

Das Ergebnis zeigt:

👉 Die ältere Läuferin erbringt in Relation zum Altersmaximum sogar eine stärkere Leistung.

Damit macht das System sichtbar, was absolute Zeiten verschleiern.

Warum altersbereinigte Zeiten fairer sind als klassische Altersklassen

Die Age-Graded-Wertung gilt unter Verbänden, Trainerinnen und Sportwissenschaftlern als gerechteste Form der Leistungsbewertung im Breitensport – aus vier Gründen:

1. Sie berücksichtigt biologische Realität

Leistungskurven verändern sich mit dem Alter messbar. Die Bewertung bildet diese Kurven ab.

2. Sie erlaubt generationenübergreifende Vergleiche

Leistungen einer 20-Jährigen und eines 70-Jährigen werden vergleichbar.

3. Sie motiviert langfristig

Auch wenn absolute Zeiten langsamer werden, bleibt Fortschritt sichtbar.

4. Sie schafft faire Gesamtwertungen

Niemand wird bevorteilt oder benachteiligt, nur weil die biologische Uhr tickt.

Dieses System öffnet den Wettbewerb – für Jüngere wie Ältere.

Die wissenschaftliche Basis: Was in die Berechnung einfließt

Die Faktoren stammen aus umfangreichen Datensätzen internationaler Laufrekorde und Leistungsanalysen. Modelle berücksichtigen die typischen altersabhängigen Veränderungen:

  • nachlassende VO₂max

  • sinkende maximale Herzfrequenz

  • veränderte Laktatkinetik

  • abnehmende Explosivkraft

  • längere Regenerationszeiten

Diese Parameter werden in mathematische Kurven überführt und kontinuierlich aktualisiert. Der Faktor ist daher ein wissenschaftlich belastbarer Wert, kein Schätzwert.

Die Age-Graded-Wertung ist damit ein Produkt aus Statistik, Trainingswissenschaft und jahrzehntelanger Datenanalyse.

Für wen altersbereinigte Zeiten besonders interessant sind

Die Methode eignet sich nicht nur für Wettkämpfe, sondern auch für Training und langfristige Leistungsanalyse:

  • Für erfahrene Athletinnen und Athleten: Weil sie Fortschritt sehen – unabhängig vom Alter.

  • Für Einsteigerinnen und Einsteiger:

    Weil sie ihre Leistung realistisch einordnen können.

  • Für Trainerinnen und Trainer:

    Weil sie Ziele und Trainingsbereiche präziser ableiten können.

  • Für Veranstalter:

    Weil Gesamtwertungen fairer und motivierender werden.

  • Für Statistiker und Datenliebhaber:

    Weil sich Langzeitverläufe über Jahrzehnte zuverlässig abbilden lassen.

Ein Bewertungssystem, das Leistung ehrlicher macht

Die Age-Graded-Wertung verschiebt den Fokus weg von der bloßen Geschwindigkeit – hin zur Qualität der Leistung im Verhältnis zum biologischen Maximum. Sie macht den Sport gerechter, transparenter und motivierender für alle Altersgruppen.

In einer Zeit, in der Daten immer wichtiger werden, bietet die altersbereinigte Zeit eine der präzisesten Kennzahlen im Ausdauersport:
fair, nachvollziehbar und wissenschaftlich fundiert.

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